Bekämpfung der weißen Fliege

Kulturfehler, Nachfolgeschäden, Pflanzenschutz
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Mediolobivia
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Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Mediolobivia »

Vor kurzem habe ich auf der Facebookseite der DFG folgenden Rat gegeben:
Hallo, die weiße Fliege (im eigentlichen Sinne eine Mottenschildlaus) liebt Fuchsien über alles. Ihre Bekämpfung ist nicht so einfach. Man muss da wohl tief in die Trickkiste greifen. Systemische Mittel wie Careo oder Lizetan wirken nämlich nur gegen das erste Entwicklungsstadium. Die fiesen weißen Biester hat man weiterhin. Dagegen eignen sich wunderbar Gelbtafeln. Da bleiben die flugfähigen erwachsenen Tiere dran kleben und können sich nicht weiter vermehren. Leider vermehren sie sich rasant. Am besten ist immer ein luftiger Standort. Wind mögen sie gar nicht. Eigentlich bleibt einem nur übrig, jede Woche gründlich zu kontrollieren und jede gefundene Weiße Fliege manuell hinzurichten ;-) Sicherlich kann man auch mit schlimmen Giften ans Werk, aber die raffen alles hin inklusive Bienen und Hummeln. Neben dem luftigen Standort empfiehlt sich auch ein naturnaher Standort. Dort gibt es Raubmilben, Schlupfwespen und Co, die diese Mottenschildlaus zum fressen gern haben.
Zu Thema BI 58: Der Ruf ist schlimmer wie es eigentlich ist. Sicher wird es als absolutes Gift eingestuft, da man es früher frei in großen Mengen kaufen konnte. Frei nach dem Motto: Viel hilft viel. Es wirkt systemisch. Das heißt, es dringt ins Gewebe ein und alles was saugt oder beißt und so den Wirkstoff aufnimmt, stirbt ab. Es ist bienengefährlich, aber das sind andere Spritzmittel auch. Daher bitte in den Abendstunden ausbringen, wenn die Bienen nicht mehr fliegen oder ganz früh morgens, wenn sie noch träge sind und deswegen nicht umhersummen. Im Winter betrifft das die Bienen sowieso nicht. Der Wirkstoff ist Dimethoat, ein Nervengift. Das eigentlich gefährliche an BI 58 ist, dass es gespritzt wird und alles was man noch so erwischt, was sich in Pflanzennähe rumtreibt, auch umfällt. Nur eben die weiße Fliege meistens nicht. Da wirkt es auch nur gegen die Larven. Da BI 58 noch andere Bestandteile hat, die es der Pflanze ermöglichen den Wirkstoff auch aufzunehmen, sollte man unbedingt Schutzkleidung verwenden denn gerade diese kann der Mensch auch aufnehmen über die Haut. Es bringt einen nicht um, aber gesundheitsfördernd ist es auch nicht. Es gibt leider keine Langzeitstudien dazu.
Es gibt diverse Präparate mit Langzeitwirkung im Handel. Und auch die haben fast immer Dimethoat als Wirkstoff. Diese steckt man in die Erde und die Pflanze nimmt sie über die Wurzeln auf. Man braucht also nicht spritzen. Sie halten meist 3 Monate. In Kombination mit Gelbtafeln hat man so die Biester fix im Griff über die Winterzeit.

Hier nur ein paar Beispiele:
Lizetan Combistäbchen von Bayer
Bi 58 Combi-Stäbchen von Compo
Careo Schädlingsfrei von Celaflor (Hier ist der Wirkstoff allerdings Acetamiprid)

Der Vorteil neben der Langzeitwirkung ist außerdem, dass die meisten Stäbchen leicht gedüngt sind, damit die Pflanze widerstandsfähiger wird. Schwache Pflanzen sind immer anfälliger.


Wer sehr viele Pflanzen hat, kann auch ähnliche Produkte zum Gießen verwenden, da aber bitte auch darauf achten, dass man sie auch gießen darf. Bei BI 58 ist das mittlerweile verboten! Haben aber meist nur eine kurze Wirkungsdauer von 8-10 Tagen und sind auch nur begrenzt oft anwendbar.

Zugefügte Anmerkung: Ich beziehe mich da ausschließlich auf die Bekämpfung im Winterquartier, wo man in der Regel keinen Nützlingen schaden kann. Gift bleibt Gift. Aber wenn auf einem Mittel draufsteht: Nicht bienengefährlich, dann ist das auch so. Dazu wurde lang genug getestet, als es vor ein paar Jahren zu einem akuten Bienensterben durch eben systemische Mittel kam.
Liebe Grüße, Anja
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Mediolobivia
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Mediolobivia »

Der Einsatz von Nützlingen ist übrigens über Winter immer etwas schwieriger. Diverse Schlupfwespen brauchen Temperaturen von über 20°C, genauso wie der wärmeliebende Delphastus catalinae (ein kleiner schwarzer Marienkäfer). Es gibt eine Raubmilbe, die ab ca 14 °C aktiv wird. Zum Überwintern von Fuchsien also schon recht warm...
Liebe Grüße, Anja
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gschimmi
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von gschimmi »

anja, danke für deine ausführungen.
heute habe ich nochmal mit neemöl gespritzt, gelbtafeln hängen, aber richtig im griff habe ich die kleinen plagegeiser noch nicht.
careo habe ich vorhin nochmal bestellt.

auf jeden fall werde ich dran bleiben. denn dieses jahr war es schlimm, es half auch kein lizetan, leider.

lg von elke aus der märkischen schweiz
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Hans Jürgen »

Elke, ich weiss nicht wann und wo Du mit Lizetan gespritzt hast. Ich bin auch nicht wirklich i.S. Schädlingsbekämpfung sachkundig, aber meines Wissens wirken diese Mittel nicht bei Temperaturen unter 15° Grad. Meine zurückgeschnitten Fuchsien hatte ich mit einem selbst angesetztem Rapsölmittel eingesprüht, um ggg. Larven und Eier abzutöten, denn die Wirkung der Ölpräparate ist nicht temperaturabhängig.
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von merlin2008 »

Wenn Ihr denkt das systemische Mittel über Nacht nicht mehr giftig ist irrt Ihr Euch.Über Wochen hält sich das Gift in der Pflanze und die Bienen,Schmetterlinge und Hummel trinken den giftigen Nektar.Ich habe festgestellt das ein luftiger Standort und die laubfreie Überwinterung das beste Mittel gegen die weiße Fliege ist.Ich werde nächstes Jahr weder Gurken noch Tomaten im Gewächshaus anbauen da ich gemerkt habe das sind richtige Brutstätten für weiße Fliegen.Alle Pflänzchen die im Gewächshaus dabei standen waren voll im Freiland dagegen hatte ich sogut wie keine.Dafür haben unzählige Schlupfwespen und auch die kleinen Libellen gesorgt.
Viele Grüße Edeltraud
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Mediolobivia
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Mediolobivia »

Also, dass diverse systemische Mittel während der Hauptwachstumsphase besser wirken als während der kälteren Ruhephase , liegt ja auf der Hand. Aber Wirken tun sie trotzdem.
Liebe Grüße, Anja
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von gschimmi »

jürgen, das lizetan-combi habe ich im sommer auf die töpfe gestreut, es sind ja körnchen.

wie machst du dir das rapsölmittel?

ich hatte im sommer schon draussen zig weisse fliegen, edeltraud, wir haben sehr unterschiedliches wetter.

im gwh stehen auch nur jungpflanzen, also einjährige, die auch noch eingeräumt werden, aber eben ins haus, da geht der spass weiter.

lg von elke aus der märkischen schweiz
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von GudrunF »

Ich denke, dass ich im Fuchsienkurier gelesen habe, dass man ein ungiftiges Mittel selbst herstellen kann mit einer Mischung aus Milch und Rapsöl. Das verklebt die Biester. Ich weiß leider das Mischungsverhältnis nicht mehr. Das habe ich im Garten mal probiert. Ist aber nicht so toll, weil dann ein weißer Film auf den Pflanzen bleibt.Aber es ist ungiftig, wer lieber ökologisch etwas macht.
Vielleicht weiß jemand noch, wie man die Mischung herstellt.
Gruß Gudrun
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Hans Jürgen
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Hans Jürgen »

Ja, ich habe 32 ml Rapsöl auf 1 Liter Wasser gegeben und da sich Öl ja bekanntermaßen nicht so einfach mit Wasser vermischt, ein paar Tropfen Rimulgan dazugegeben. Es ist richtig, dass man evtl. auch Spülmittel oder Milch nehmen kann. Bei Milch kann ich aber keine Mengenangaben machen. Damit habe ich die entlaubten Pflanzen eingesprüht. Das Mittel wirkt auch gegen Schildläuse, und zwar genauso wie es Gudrun beschrieben hat. LG Hans-Jürgen
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Susanne
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Re: Bekämpfung der weißen Fliege

Beitrag von Susanne »

Das Spritzen mit dem Rapsöl hat bei mir bisher guten Erfolg gezeigt, wenn ich die hölzernen Skelette vor dem Einräumen ins GWH gespritzt habe, d.h. im GWH hatte ich noch nie weisse Fliegen an meinen Fuchsien- vor dem Ausräumen!
Wenn ich aber Fuchsien mit Laub mit Rapsöl-Mischungen spritze, leidet nicht nur das Laub, sondern die ganze Pflanze, die das Laub dann oft abwirft...
Gelbe Tafeln halte ich nur für nützlich als Indikator, nicht zur Bekämpfung, leider.
Die weissen Fliegen sind meine "Lieblings"-Feinde; für wirklich wirksam halte ich nur einen Stellplatz in vollem Wind, d.h. aber bei mir oft auch vollsonnig.
Die Fuchsien, die das tolerieren, haben dann auch nie weisse Fliegen :D !
Gruß von Susanne

Das Morgen kann nur blühen, wenn es im Gestern wurzelt und im Heute wächst.

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